Hecheln

Inv.Nr. 48, 49, 50, 163, 229, 230, 231

Die Sammlung Sigl-Haus besitzt zahlreiche Hecheln. Die älteste stammt aus dem Jahr 1707, andere aus 1814, 1826, 1862 u.s.w. Alle ca. 65 cm lang.

Nach dem Risten (mit der Flachsschwinge) ist der Flachs bereit zum Hecheln.

Die Hechelbretter sind zum Teil reichlich mit Ornamenten, Jahreszahlen und Monogrammen verziert, aber auch nur roh belassen, alle sind mit beidseitigem Einzug versehen. Damit wurden sie in ein Untergestell, den Hechelbock eingeschoben, auf dem man bei der Arbeit auch sitzen konnte; oder es wurde die Handhechel vor einem selbst auf den Sitzschemel gelegt und da der Flachs drübergezogen.

An der Oberseite eines Hechelbrettes ist ein zweites, entweder rundes oder rechteckiges Brett angebracht, von dem handgeschmiedete, etwa 10 cm nach obenhin dornige Eisenstifte aufstehen. Je nach Dichte ihrer Anordnung wird grob- oder feingehechelt. Kurze Fasern bleiben an ihnen als Abfall hängen. Aus den langen, feinen Flachsfasern wurde hochwertiges Leinengarn gesponnen.

Die 2. Hechel (s.Foto) stammt aus dem Jahr 1814. Das war eine sehr schwere und arme Zeit, hatten doch Napoleons Soldaten ein paar Jahre zuvor den Dechantshof zu St. Georgen und seine Umgebung völlig ausgeplündert. Nur ein Jahr später folgte die lange Hungerzeit nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora (Java), es blieb kalt und frostig, kein Getreide und keine Früchte konnten reifen.

Text u. Foto: Hiltrud Oman