Haspel

Inv.Nr. 66

Um 1900, Holz, Bambusstäbe, 60 cm hoch, 64 cm breit

Eine Haspel dient zum Abwickeln des Garns von einer Spindel. Durch Drehbewegungen mit Hilfe einer Kurbel legt sich der lange Faden gleichmäßig über die Haspelarme. Auf diese Weise wird ein Garnstrang gebildet, der von der Haspel abgenommen und an drei Stellen mit einem Hilfsfaden abgebunden wird, damit sich das Garn nicht verheddern kann. Solche Stränge können vor der Weiterverarbeitung (Färbung, Aufwicklung) gut gelagert werden.

Diese Haspel (mundartlich: Hoschpl) stammt aus der Familie des Pinzgauers Franz Scharler vom Hof Mosen in Neukirchen am Großvenediger. Dort wurde selbst in hohen Lagen Flachs angebaut und am Bauernhof zu Leinwand, vor allem für Bettzeug verarbeitet. Nach seinem Tod verwertete seine Tochter Margaret Sindinger Bauernleinen aus dem „Nachlass“ und nähte einige Kleidungsstücke daraus. Die Haspel kam durch ihren Sohn Karl Sindinger als Geschenk in die Museumssammlung.

Alternativ wurde das Garn – je nach der Länge, die die Größe eines Webstuhls erforderte – kunstvoll über die Elle zusammengelegt und ein Zopf (auch: „Schwoaf“) gebildet. Er musste so geformt sein, dass das Garn, ohne zu verwirren, sich reibungslos abspulen ließ, damit die Bespannung des Webstuhls gelang. Wenn ein Fehler auftauchte, hatte man „sich verhaspelt“.

Text u. Foto: Hiltrud Oman