Großer Handwebstuhl

Inv.Nr. 46

1920er Jahre. Holz, geschmiedete Eisenteile, Leder, Garne, Baumwollstreifen, L.185 x B.150 x H.195 cm

Der raumfüllende Handwebstuhl ist mit vier Schäften und Holzrädern mit schmiedeeiserner Verzahnung ausgestattet. Sein bespannter Kett- und Warenbaum macht ihn betriebsbereit. Das Zubehör setzt sich aus den Webgeschirren wie Weberkamm, Schiffchen, Litzenstäbe, Webergabel sowie einer Reihe von Garnspulen und Spindeln zusammen. Als Halterungen dienen liebevoll handgeschmiedete Flügelmuttern wie auch flexible, starke Lederriemen.

Der Webstuhl diente einst dem St. Georgener Weber Matthäus Lang (1899-1986).

Er kam wegen seines „schlechten Fußes“ zu diesem Beruf und lernte das Handwerk bei einer Weberin in Nussdorf. Schon in jungen Jahren baute er sich seinen eigenen Webstuhl und webte darauf, so lang er konnte. Hauptsächlich webte er Leinwände und Fleckerlteppiche. Mit seinen Produkten wanderte er von Haus zu Haus und verkaufte sie. Der Eintrag war schlecht. Die Qualität der Arbeit wurde nicht ausreichend entlohnt. Die Technik des Webens gab er an seinen Sohn weiter, der in der Freizeit und im Ruhestand darauf webte. Er war es, der den Webstuhl im Sigl-Haus betriebsbereit aufgestellt hat (1982/83) und darüber hinaus das Abtragen der Holzblockteile vom Sigl-Haus in Eching und den Aufbau derselben in St. Georgen leitete.
Nach Gründung des Sigl-Haus Museums (1983) wurden hier Webkurse mit bis zu zehn Leihwebstühlen unter der Leitung von Cordula Hofmann-Molis, Textilkünstlerin und -Expertin, durchgeführt. Seit diesem Impuls webt zumindest eine Altbäuerin aus St. Georgen bis heute (2020) viele Teppiche für den eigenen Gebrauch.

2017 brachte die Textilkünstlerin Fiona Crestani aus Saalfelden den Webstuhl neu in Schuss, sodass er aktuell funktionstüchtig ist.

 

Redewendung: „Den Faden verlieren“. Wenn beim Weben der Faden reißt und verloren geht, muss die Prozedur gestoppt, das Fadenende gesucht und gestückelt werden. Diese Unterbrechung stört, ebenso wie im Redefluss, wenn man plötzlich „den Faden verliert“.

Text: Hiltrud Oman Foto: Luca Treweller

 

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