Georg Rendl: Der Foehn.

Inv.Nr. 637

Probe-Umschlag, Okt. (19)19, Packpapier, Aquarellfarben, Tinte, Tusche. 2 Bögen, 34 x 21 cm.

Die aus zwei Packpapierbögen bestehende Umschlagmappe (heute ohne Inhalt) stammt aus der Hand des 16-jährigen Georg Rendl. Er gestaltete die Einbandseite mit dem Titel „Der Foehn.“, den er mit Aquarellfarben in Schmuckschrift und ornamental gemaltem Unterstrich zur Wirkung kommen lässt (wobei das ‚F‘ etwas misslungen scheint). Darunter notierte er in kurrent mit dünner Tuschfeder „2. Folge“ und „Oktober 19.“ Im unteren Bereich vermerkte er: „Vollständige Handschrift.“.

Die Mappe war offensichtlich als Fortsetzung seiner gesammelten Gedichte bestimmt. Sie ist ganz oben durch eine „römische 2“ mit rotem Buntstift gekennzeichnet.

1919, als Georg Rendl frühe Gedichte verfasste, besuchte er die siebenjährige Realschule am Hanuschplatz in Salzburg. Sein aus Bozen stammender Vater, Bahnmeister in Zell am See, nun in der Schillerstraße in Salzburg Itzling wohnhaft, stellte dem jungen Dichter im eigenen Garten einen Waggon der Lokalbahn auf. Dieser wurde zum beliebten Treffpunkt für Georg Rendl und seine literaturinteressierten Freunde. Dazu zählten Richard Tomaselli, späterer Schauspieler in Inszenierungen v. G. Gründgens, M. Reinhardt u.a.; als Wirt lud er Georg Rendl einige Male zu Lesungen ein; Josef Kaut, späterer Festspielpräsident in Salzburg, Heinrich Pflanzl, Opernsänger in Berlin; Erich Schenk, Musikwissenschaftler, Wien; Wilhelm Kaufmann, Maler in Salzburg. Die Jungen diskutierten im Waggon und trugen sich gegenseitig Literatur vor. Vor allem wurde hier die „Literaturzeitschrift“ ‚Der blaue Föhn‘ gegründet. Eine Zeitschrift war es freilich nicht, aber eine Ansammlung von selbst verfassten Gedichten in einer Mappe (s.o.). Die Blätter vervielfältigten sie selber von Hand, das Papier wurde ihnen von Seiten des Mozarteums gesponsert.

Text: Hiltrud Oman

Foto: Margit Zach

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