Christof Paulowitz / Obst, aufpasst oder ned

Inv.Nr. 664

Farbradierung v. 3 Platten (30 x 42 cm); Strichätzung, Aquatinta, Schabtechnik, Lithokreide auf Zerkall-Büttenpapier, signiert, E.A. (Exemple d´Artiste), 2002

 

Die farbenfrohen Stillleben mit Obst und Gemüse, mit altmodisch angehauchten Gebrauchsgegenständen wie auch die reizvollen Blumenbilder erzählen uns verborgene Geschichten aus der nächsten Umgebung des St. Georgener Künstlers. Paulowitz geht stets ins Detail und beschreibt in seinen Werken ländliche Wahrheiten. So verraten hier die teils überreifen, blauen Trauben, dass sie eher vom Weinstock an der heimischen Hauswand stammen und sicher kein Importprodukt aus dem Süden darstellen. Auch die aneinander geschmiegten Birnen in ihrer typisch gelbgrünen Farbe weisen keine Normgröße auf, wie wir sie aus dem Supermarkt kennen. Das Stillleben gipfelt jedoch in der Darstellung des unvollständig geschälten Apfels. Es bringt zum Ausdruck, dass der Apfelschälende bereits unzählige Male diese Tätigkeit verrichtet hat, da die Schale in einem Zug mit dem Obstmesser von der Frucht entfernt wurde und im geschlängelten Zustand noch am Apfel hängt. Sie weist außerdem den Bewegungsrhythmus des Schälens auf, der sich durch das stückweise Drehen des Apfels beim Schälen ergibt. Die endlose Geduld des Künstlers hinterlässt hier ihre Spur. Auch hier wird ein Sehnen in die Vergangenheit verbildlicht, in nostalgische Zeiten, als unsere Großmütter für die kleinen Nachfahren die Äpfel schälten. Die Schalenringe wurden übrigens getrocknet und davon ein fruchtig schmeckender Tee aufgegossen.

Text u. Foto: H. Oman

  • Druckgrafik, Kunst, Paulowitz