Christof Paulowitz / Ich war im ‚Grünen Frosch‘

Inv.Nr. 675

Farbradierung v. 3 Platten (30 x 42 cm), Strichätzung, Aquatinta, Schabtechnik, Lithokreide auf Zerkall-Büttenpapier, signiert, 10/56, 2013

 

Dieses Stillleben ist mit der Erinnerung an zwei Arbeitsaufenthalte (Kunstsymposien) verknüpft, die im ungarischen Törökbálint, nahe Budapest, 2009 und 2010 stattfanden. Dort gab es ein Fachgeschäft für Bildhauerwerkzeug, das sich „Grüner Frosch“ nannte.

Erstmals verankert der Zeichner Christof Paulowitz seine bildhauerische Tätigkeit in einem grafischen Druckwerk. In der Mitte links befindet sich ein birnenförmig behauener Stein, dessen Form an einen eiszeitlichen Findling erinnert. Die untere Mitte ist ausgefüllt mit dem Mikado-artigen Aufbau von Werkzeugen, wie sie ein Steinbildhauer verwendet. Über dem massigen Fäustel türmen sich, wie zufällig fallen gelassen, fünf stählerne Meißel, die ihre Schatten auf den wüstenfarbenen Untergrund werfen. Gänzlich unzusammenhängend komponiert Paulowitz eine flachliegende, langstielige Klatschmohnblume wie auch einen Eichenlaubzweig in das vordergründig werkzeugtechnik-affine Bildgeschehen hinein. Durch die seltsame Kombination der gegenständlichen Bildelemente und die erfundene Weite erscheint die Darstellung wie eine Illusion, birgt ein Geheimnis, wirkt magisch, erinnert an die einst so prominente ‚Metaphysische Malerei‘ (Pittura metafisica), Vorläufer des Surrealismus. Die Verbindung zu Christof Paulowitz liegt in der Melancholisierung der Dingwelt, der bildlichen Vorführung von Widersprüchlichem, die visuelle Herbeiführung von vakuum-ähnlichem Stillstand.

Text u. Bild: Hiltrud Oman

  • Druckgrafik, Kunst, Paulowitz